15.11.2022
- Der 2. Kartellsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf hat gegen die
Kraftanlagen Energies & Services GmbH (vormals Kraftanlagen München
GmbH) wegen einer vorsätzlichen Kartellordnungswidrigkeit in zwei Fällen
Geldbußen in Höhe von zusammen 21 Millionen Euro verhängt, sie von dem
Vorwurf einer weiteren Tat freigesprochen und das Verfahren im Übrigen
eingestellt. Die Vorsitzende Richterin am Oberlandesgericht Dr.
Christine Maimann verkündete am 11. November 2022 am 22. Verhandlungstag
das Urteil (Az.: V-2 Kart 2/22 (OWi)).
Mit Bußgeldbescheid vom 5.
Dezember 2019 (Az.: B 11 - 27200 - KiB -21/14 -U6) hatte das
Bundeskartellamt der Nebenbetroffenen Kraftanlagen Energies &
Services GmbH (vormals Kraftanlagen München GmbH) zur Last gelegt, bei
der Vergabe von Großaufträgen über Technische Gebäudeausrüstung (TGA) in
insgesamt sieben Fällen kartellrechtswidrige Absprachen getroffen zu
haben und eine Buße über 47,5 Millionen Euro verhängt. Neben der
Kraftanlagen Energies & Services GmbH wurden Bußgelder gegen zehn
weitere Unternehmen ausgesprochen, insgesamt 110 Millionen Euro. Gegen
den Bußgeldbescheid hat die Nebenbetroffene Einspruch eingelegt.
Der Senat ist der Rechtsansicht des Bundeskartellamts gefolgt und hat insgesamt 18 Einzelabsprachen, von denen 16 später erfolgreich umgesetzt wurden, wegen einer zwischen den Beteiligten getroffenen Grundabsprache als einen Verstoß geahndet und ein Bußgeld in Höhe von 20 Millionen Euro verhängt.
In einem weiteren Fall betreffend den Neubau eines Verwaltungsgebäudes sieht der 2. Kartellsenat es als erwiesen an, dass zwischen den Wettbewerbern Angebotssummen ausgetauscht worden waren und verhängte wegen dieses Verstoßes ein Bußgeld in Höhe von 1 Millionen Euro.
Auch im Hinblick auf ein Hotelprojekt hat sich der Vorwurf einer kartellrechtswidrigen Absprache nach den Feststellungen des Senats bestätigt. Der handelnde Mitarbeiter der Nebenbetroffenen war nach Ansicht des Senats im Hinblick auf die konkrete Ausgestaltung seiner Stellung indes kein tauglicher Täter einer Anknüpfungstat gemäß § 30 Abs. 1 Nr. 5 OWiG, so dass die Kraftanlagen Energies & Services GmbH insoweit freigesprochen wurde.
In vier weiteren Fällen hat der 2. Kartellsenat das Bußgeldverfahren wegen Verjährung eingestellt. Der Senat folgt insoweit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH, Urteil vom 14. Januar 2021, Az.: C -450/19, Kilpailu-ja Kulatta javirasto). Nach den Ausführungen des Senats ist danach für die Frage des Beginns der Verjährung auf den Zeitpunkt abzustellen, in dem die wesentlichen Merkmale des in Rede stehenden Auftrags und insbesondere der als Gegenleistung für die Arbeiten zu zahlende Gesamtpreis endgültig bestimmt wurden. Auf das Datum der Schlussrechnung, worauf der Bundesgerichtshof bisher in ständiger Rechtsprechung abgestellt hat, kann dies nach Auffassung des Senats nicht mehr erfolgen; stattdessen sei in Einklang mit der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs auf den Zuschlag abzustellen. Bereits vor der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs hatte die Verteidigung der Kraftanlagen ihren Einspruch vor allem auch auf den Einwand der Verjährung gestützt.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Das Bundeskartellamt, die Generalstaatsanwaltschaft und die Kraftanlagen Energies & Services GmbH können dagegen Rechtsbeschwerde zum Bundesgerichtshof einlegen.
Oberlandesgericht Düsseldorf
Cecilienallee 3
40474 Düsseldorf
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