15. November 2022 – Belastende Ereignisse wie die Energie-Krise, der Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie: Sind sie die Brandbeschleuniger für psychische Erkrankungen? Fakt ist: Die Zahl der Patienten mit Depressionen in Deutschland nimmt seit Jahren besorgniserregend zu. Laut Versichertendaten der KKH Kaufmännische Krankenkasse sind vor allem die Diagnosen von wiederkehrenden Depressionen stark gestiegen – von 2011 auf 2021 um bundesweit rund 71 Prozent. Den deutschlandweit höchsten Wert verzeichnet die KKH mit fast 112 Prozent in Baden-Württemberg, den niedrigsten mit 39 Prozent in Hamburg. Bei depressiven Episoden, also kürzeren einmaligen depressiven Phasen, fällt das Plus zwar auch deutlich, aber viel geringer aus (20 Prozent). Hier liegt Sachsen-Anhalt mit rund 48 Prozent vorn. Schlusslicht ist ebenfalls Hamburg mit rund fünf Prozent. Mittlerweile leiden bundesweit 18,4 Prozent der Frauen und 9,4 Prozent der Männer an einer oder beiden genannten Formen der Depression.
Deutliches Plus vor allem bei langwierigen, wiederkehrenden Fällen
Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, die
das Leben stark beeinträchtigen können. Auslöser für depressive Episoden
können Verlusterlebnisse und -ängste durch politische,
gesellschaftliche und private Krisen sein, aber auch scheinbar positive
Veränderungen wie die Geburt eines Kindes. „Ob jemand langfristig an
einer Depression erkrankt, hängt meist vom Zusammenwirken mehrerer
Faktoren ab“, erläutert Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für
psychiatrische Fragen bei der KKH. Generell seien die Ursachen sehr
individuell und vielfältig. Neben traumatischen Erlebnissen wie Gewalt
und Missbrauch, Verlusterfahrungen in der Kindheit, schweren Krankheiten
oder chronischem Stress spielen auch die genetische Veranlagung sowie
neurobiologische Faktoren eine Rolle. Leidet jemand bereits an einer
Depression, können Krisen wie die Virus-Pandemie oder der Krieg in der
Ukraine wie ein Brennglas wirken und die Erkrankung negativ
beeinflussen.
Die Corona-Krise drückt sich in der KKH-Analyse
zu Depressionen bislang allerdings noch verhalten aus. Vom
Vor-Pandemie-Jahr 2019 auf 2021 verzeichnet die Kasse nur bei
wiederkehrenden Depressionen ein leichtes Plus von bundesweit etwa sechs
Prozent. Bei den Männern ist der Anstieg mit neun Prozent mehr als
doppelt so groß wie bei den Frauen. Bei depressiven Episoden stagnieren
die Zahlen hingegen noch. Das zeigt, dass sich die Pandemie vor allem
negativ auf Menschen auswirkt, die bereits an einer Depression leiden.
Darüber hinaus haben die Lockdowns zu massiven Einschnitten in der
Versorgung psychisch erkrankter Menschen und zu einer wegbrechenden
Alltagsstruktur geführt, die gerade für solche Patienten besonders
wichtig ist. Noch sei es aber zu früh, die Entwicklung in der
Corona-Krise umfänglich zu bewerten, sagt Aileen Könitz. Denn Fakt ist
auch: Von den ersten Anzeichen bis hin zu einer entsprechenden Diagnose
können Monate oder Jahre vergehen.
Merkmale einer Depression
sind extreme Niedergeschlagenheit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit.
Die Betroffenen verlieren ihre Interessen und können darüber hinaus von
Schlaflosigkeit, Selbstzweifeln, Schuldgefühlen und
Konzentrationsstörungen geplagt sein. Erkrankte sind oft nicht in der
Lage, kleinste Entscheidungen zu treffen und Freude zu empfinden. Häufig
spielen auch Schlafstörungen oder Appetitmangel, oft verbunden mit
einem Gewichtsverlust, eine Rolle. Viele Erkrankte empfinden zudem
Ängste und körperliche Beschwerden wie Magen-, Kopf- oder
Rückenschmerzen. Bei einem Verdacht auf eine Depression führt der erste
Weg zum Hausarzt. Er überweist dann an einen Psychiater oder einen
Psychotherapeuten.
Kaufmännische Krankenkasse
Karl-Wiechert-Allee 61
30625 Hannover
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