17.
Dezember 2020 - Unternehmerinnen kämpfen mit Nachfragerückgang und
Umsatzeinbrüchen, Personalabbau geringer als im Rest der deutschen
Wirtschaft. - Der VdU fordert mehr Planungssicherheit für Unternehmen
durch bessere Informationen zu möglichen Krisenszenarien und appelliert
an die Politik, jetzt Rahmenbedingungen zu schaffen, die KMU
unterstützen, sicher aus der Krise zu kommen. Knapp die Hälfte der
frauengeführten Unternehmen hat nach der aktuellen Umfrage des VdU unter
seinen Mitgliedern als Folge der Corona-Pandemie mit einer gesunkenen
Nachfrage nach Produkten oder Dienstleistungen zu kämpfen (46 Prozent).
Bei 28 Prozent kam es zu Stornierungen bereits abgeschlossener Aufträge
durch Kunden. Daneben sind bei 21 Prozent Mitarbeiter*innen ausgefallen.
Bei der Umsatzentwicklung für 2020 sind die Unternehmerinnen weitaus
pessimistischer als noch im Sommer. Gingen im Juli 55 Prozent der
Befragten davon aus, dass der Umsatz ihrer Unternehmen in diesem Jahr im
Vergleich zu 2019 sinken wird, sind es Anfang Dezember 65 Prozent, die
einen Umsatzrückgang erwarten.
Rund ein Viertel befürchtet Umsatzeinbrüche von über 50 Prozent. Es
zeigt sich aber auch, dass ein Drittel der frauengeführten Unternehmen
weiterhin gut durch die Krise kommt und keine negativen Veränderungen
verzeichnet. - Angesichts der niedrigen Nachfrage sowie des anhaltenden
Umsatzrückgangs schmilzt das Eigenkapital der Unternehmerinnen in den
kommenden sechs Monaten weiter (37 Prozent), sie befürchten trotz
staatlicher Hilfen Liquiditätsengpässe (27 Prozent) und eine höhere
Belastung durch Fremdkapital, z.B. aus Krediten (14 Prozent). Über alle
Branchen hinweg kämpfen vier Prozent gegen eine Insolvenz in den
kommenden Monaten. Die Finanzierungssorgen schmälern die
Investitionsmöglichkeiten der Unternehmerinnen in der Phase des Restarts
nach der Krise. Bereits jetzt mussten sie geplante Investitionen
verschieben oder streichen (40 Prozent). Um die Liquidität ihrer
Unternehmen zu sichern, fordern die Unternehmerinnen, den steuerlichen
Verlustrücktrag auszuweiten (40 Prozent), Abschreibungsmöglichkeiten zu
verbessern (35 Prozent) und allgemeine steuerliche Entlastungen (15
Prozent). Diese Maßnahmen würden Unternehmen mit einem soliden
Geschäftsmodell dabei unterstützen, ihre Resilienz zu steigern.
Die Unternehmerinnen haben in den letzten Monaten alles dafür getan,
ihre Unternehmen zu erhalten und Entlassungen zu vermeiden. Dabei haben
sie agil und kreativ auf die Anforderungen der andauernden Krise
reagiert: über die Hälfte der Befragten haben die
Digitalisierungsprozesse in ihren Betrieben verstärkt (55 Prozent), sie
bauten die Online-Präsenz, den -Vertrieb sowie die -Kundengewinnung aus
(50 Prozent) oder stellten das bisherige Geschäftskonzept um (38
Prozent). Die Unternehmerinnen kritisieren die hohe bürokratische
Belastung, die sie in vielen Bereichen bremst. Rund 72 Prozent fordern
mehr Bürokratieentlastung. Außerdem erwarten sie, dass die Politik die
Digitalisierung u.a. im Bereich der digitalen Infrastruktur und der
digitalen Verwaltung vorantreibt (68 Prozent).
Die frauengeführten Unternehmen nutzen mobiles Arbeiten überall da,
wo es möglich ist. Drei Viertel plant auch nach der Corona-Pandemie
mobiles Arbeiten zu ermöglichen. 65 Prozent wollen, dass ihre
Mitarbeiter*innen sowohl am festen Arbeitsplatz im Unternehmen als auch
mobil, z.B. im Homeoffice, arbeiten. 57 Prozent der Unternehmerinnen,
die dieses Mischmodell favorisieren, begründen ihre Entscheidung mit den
guten Erfahrungen der letzten Monate. Die frauengeführten Unternehmen,
die vollständig am festen Arbeitsplatz arbeiten werden, tun dies
mehrheitlich (91 Prozent), weil mobiles Arbeiten in ihrem Unternehmen
aufgrund der Geschäftsprozesse, Produkte oder Dienstleistungen nicht
möglich ist. Ein gesetzlicher Anspruch der Arbeitnehmer*innen auf ein
Gespräch mit den Arbeitgeber*innen über die Möglichkeit des mobilen
Arbeitens ist vor diesem Hintergrund völlig unnötig und verkennt die
Realität in den Unternehmen. Was die moderne Arbeitswelt braucht, ist
ein verlässlicher Rechtsrahmen für u.a. den Arbeitsschutz, den
Datenschutz, den Unfallschutz, die Arbeitszeit sowie die Kostenübernahme
durch den/die Arbeitgeber*in (35 Prozent) für das mobile Arbeiten sowie
eine Flexibilisierung der Arbeitszeitregelung (36 Prozent).
Die anhaltende Pandemie wirkt sich aber auch zunehmend kritisch auf
die Beschäftigungsverhältnisse in den Unternehmen aus. Zwar ist der
Anteil derjenigen, die in ihren Betrieben Kurzarbeit nutzen, bei einem
Drittel geblieben und hat sich seit dem Sommer nicht verändert.
Allerdings haben seit Juli fünf Prozent mehr Unternehmerinnen
betriebsbedingt Mitarbeiter*innen kündigen müssen (insgesamt 13
Prozent). Im Vergleich zur gesamten deutschen Wirtschaft, in der laut
DIHK-Umfrage aus dem November bereits 24 Prozent der Unternehmen
Personal abbauen mussten, haben frauengeführte Unternehmen damit bisher
weniger häufig Mitarbeiter*innen entlassen müssen. Ein signifikanter
Teil der Unternehmerinnen verzeichnet keine negativen Auswirkungen auf
die Beschäftigungsverhältnisse in ihren Betrieben (31 Prozent) oder
haben neue Mitarbeiter*innen eingestellt (17 Prozent).
Knapp die Hälfte der Unternehmerinnen hat die bisherigen
Wirtschaftshilfen von Bund und Ländern in Anspruch genommen. Dabei sind
aktuell die Soforthilfen der Länder sowie das Kurzarbeitergeld die
wichtigsten Hilfen. Mehr als ein Drittel der Unternehmerinnen benötigen
keine Hilfen, und 15 Prozent greifen auf die eigenen Rücklagen zurück.
Im Vergleich zur gesamten deutschen Wirtschaft nutzen die befragten
Unternehmerinnen die Überbrückungshilfe II und die November- und/oder
Dezemberhilfen weniger häufig. Die Überbrückungshilfe II haben bisher
sieben Prozent der Unternehmerinnen bewilligt bekommen oder bereits
erhalten. Für 26 Prozent der Unternehmerinnen kommt die Beantragung der
November- und/oder Dezemberhilfen in Frage, da sie direkt oder indirekt
vom Lockdown betroffen sind. Das Antragsverfahren für die Novemberhilfe
durch einen prüfenden Dritten über das Onlineportal der Bundesregierung
bewerten die Unternehmerinnen insgesamt mit der Note 3. Betroffene
Unternehmen müssen rascher Hilfen erhalten. Ein Nachjustieren beim
komplexen und bürokratischen Antragsverfahren ist daher dringend nötig.
Die Corona-Pandemie wird uns noch eine Weile begleiten. Die
Unternehmerinnen fordern insgesamt mehr Planungssicherheit durch
beispielsweise bessere Informationen zu möglichen Krisenszenarien und
-maßnahmen (49 Prozent). Bei allen Maßnahmen muss die Balance zwischen
einem effizienten Gesundheitsschutz und dem gemeinschaftlichen Interesse
an einer Fortführung der wirtschaftlichen Aktivitäten gewahrt bleiben.
Im Vergleich zur Umfrage im Juli sind die Unternehmerinnen des VdU
mit der Arbeit der Bundesregierung in der Corona-Pandemie aktuell
deutlich unzufriedener: Während im Sommer drei Viertel die Arbeit der
Großen Koalition als gut oder sehr gut bewerteten, tun dies jetzt nur
noch knapp die Hälfte. Die wirtschaftspolitischen Maßnahmen schneiden
aktuell noch schlechter ab: Während in der letzten Umfrage noch 40
Prozent der Bundesregierung dafür die Note 2 gaben, sprechen sich nun
lediglich 30 Prozent für eine gute Bewertung aus. Aktuell bewertet ein
Drittel die Maßnahmen als ausreichend bis ungenügend.
Das Vorhaben der Großen Koalition, dass in Vorständen börsennotierter
und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern
künftig mindestens ein Mitglied eine Frau sein soll, befürworten 67
Prozent der befragten Unternehmerinnen. Sie sehen in der Vorstandsquote
für Frauen zwar einen Eingriff in die unternehmerische Freiheit, da
freiwillige Verpflichtungen aber bisher kaum Veränderungen in der
operativen Führung großer Unternehmen gebracht haben, könne die Quote
ein Baustein für bessere gesetzliche und strukturelle Rahmenbedingungen
sein, die Frauen nicht mehr benachteiligen. Ein Drittel der Befragten
lehnt die Vorstandsquote hingegen ab und fordert, dass Unternehmen
freiwillig bessere Rahmenbedingungen für Frauen schaffen müssen bzw. ist
der Ansicht, dass qualifizierte Frauen es heute auch ohne
regulatorische Eingriffe in Führungspositionen schaffen.
Über die VdU-Umfrage
Seit Beginn der Corona-Krise hat der Verband bereits zum sechsten Mal
rund 1.800 Unternehmerinnen online befragt. Im Befragungszeitraum vom
3. bis zum 10. Dezember 2020 haben 250 Unternehmerinnen geantwortet.
Die Antworten verteilen sich auf folgende Branchen: Beratung (28 %),
sonstige Dienstleistungen (24 %), Handel (12 %), Industrie (9 %),
Gesundheitswirtschaft sowie Kultur- und Kreativwirtschaft (je 5 %),
Baugewerbe sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (je 4 %),
Gastgewerbe (3 %), Tourismuswirtschaft (2 %), IT (2 %) sowie Verkehr und
Lagerei (1 %).
Nach Unternehmensgrößen verteilen sich die Antworten wie folgt:
Soloselbständige (20 %), 1-5 Beschäftigte (34 %), 6-19 Beschäftigte (20
%), 20-99 Beschäftigte (20 %), 100-249 Beschäftigte (4 %), mehr als 250
Beschäftigte (2 %).
Über den VdU - Im Verband deutscher Unternehmerinnen
e.V. (VdU) sind rund 1.800 Unternehmerinnen organisiert. Die
Unternehmerinnen erwirtschaften zusammen einen Jahresumsatz von 85
Milliarden EUR und beschäftigen über 500.000 Mitarbeiterin*innen in
Deutschland. Seit über 65 Jahren setzt der VdU sich erfolgreich dafür
ein, dass die Stimme der Unternehmerinnen in Wirtschaft, Politik und
Gesellschaft angemessen Gehör findet.
Verband deutscher Unternehmerinnen e.V.
Glinkastraße 32
10117 Berlin