17.12.2020
- Tarifrunde 2021: 1. Tarifverhandlung M+E MITTE - Verhandlungsführer
Heger: „Der Flächentarif steht vor einer Bewährungsprobe: Die
Unternehmen brauchen Entlastung, Planungssicherheit und Instrumente zur
Gestaltung des Strukturwandels.“ - Die Verhandlungsgemeinschaft M+E
MITTE und der IG Metall Bezirk Mitte haben Corona-bedingt in kleiner
Kommission und virtuell für die rund 380.000 Beschäftigten der Metall-
und Elektro-Industrie in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland verhandelt
und sich nach der 1. Runde erwartungsgemäß ohne Ergebnis getrennt.
Beide Parteien setzen die Verhandlungen am 27. Januar fort. - Johannes
Heger, M+E MITTE-Verhandlungsführer und Geschäftsführender
Gesellschafter der Heger-Gruppe in Enkenbach-Alsenborn, verdeutlichte
die Zielsetzungen der Arbeitgeber für die Tarifrunde 2021: „Der Mix aus
Strukturwandel, Rezession und Corona sorgt bei der weit überwiegenden
Zahl der M+E-Unternehmen für eine schlechte Wirtschaftslage. Das nimmt
uns den Verteilungsspielraum für die Entgeltforderung der Gewerkschaft.
Die Unternehmen versuchen, ihre Belegschaften möglichst komplett an Bord
zu halten, obwohl der Druck im erneuten Lockdown zunimmt. Gleichzeitig
müssen die Unternehmen wegen des Strukturwandels den Weg für
Investitionen in ihre Zukunft frei machen.
In dieser schwierigen Gemengelage brauchen wir einen Tarifabschluss,
der zumindest 2021 keine neuen Kostenbelastungen bringt, Möglichkeiten
zur Kostenentlastung schafft und den Unternehmen einen
Instrumentenkoffer an die Hand gibt, auf den die Betriebsparteien bei
der Umstellung auf digitale und klimaneutrale Produktionsprozesse
zurückgreifen können. Das stellt den Flächentarifvertrag und die
Tarifpartner vor eine Bewährungsprobe.“
Die harten Fakten der
aktuellen Lage in der deutschen M+E-Industrie sind: Mindestens 15
Prozent weniger in der Produktion gegenüber Vorjahr, die
Auftragseingänge sind in den ersten Monaten um 43 Prozent eingebrochen,
in der 2. Jahreshälfte hat es sich wieder etwas verbessert, ohne die
gerissenen Lücken aufzufüllen. Leider sind die Geschäftsaussichten durch
die weltweit immer wieder aufflackernden Infektionswellen erneut
verschlechtert - auch in vielen wichtigen Kundenmärkten. Insgesamt waren
in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland 170.000 M+E-Beschäftigte in
Kurzarbeit. Aber die Produktivität sank um 7 Prozent und die
Lohnstückkosten stiegen um 11 Prozent. „Wir dürfen die Mehrzahl der
Betriebe beim Entgelt nicht durch den Abschluss überfordern. Die
Einbrüche in den M+E-Branchen reichen von minus 9 Prozent in der
Produktion bei Elektrotechnik, bis minus 30 Prozent in der
Autoindustrie. Die Tarifpartner müssen eine Lösung finden, die dieser
Spreizung Rechnung trägt und den Betriebsparteien darüber hinaus
Möglichkeiten zur gemeinsamen Gestaltung der Zukunft bietet“, so der
Verhandlungsführer.
Erst dann, wenn die M+E-Industrie
wieder auf den Wachstumspfad von 2017/18 vor Rezession und Corona
zurückgekehrt ist, „können wir von Wachstum reden“, so Heger weiter.
“Ein solches echtes Wachstum werden wir 2021 nicht erzielen. Ob wir ab
2022 in der M+E-Industrie dann den Wachstumspfad wieder erreicht haben,
wissen wir derzeit noch nicht. Darum ist zumindest im nächsten Jahr eine
allgemeine Entgelterhöhung in der Fläche nicht denkbar. Nicht, weil wir
es den Belegschaften nicht gönnen, sondern weil der weit überwiegende
Anteil unserer Mitgliedsunternehmen sie nicht stemmen könnte.“
Als „realitätsfremd“ bezeichnete Heger die Forderungen der IG Metall
nach einem Volumen von plus 4 Prozent, das von Unternehmen mit
Beschäftigungsproblemen auch für eine Viertagewoche mit
Teilentgeltausgleich verwendet werden kann. „4 Prozent bleiben 4
Prozent. Die Forderung wird nicht dadurch geringer, dass man einen Teil
davon zur Finanzierung einer Arbeitszeitabsenkung verwenden soll.“
Die “Verhandlungsgemeinschaft M+E MITTE”
M+E Mitte spricht und handelt in Tarifverhandlungen für die
Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie Hessens
(HESSENMETALL), der Pfalz (PFALZMETALL), Rheinland-Rheinhessens (vem.die
arbeitgeber) und des Saarlandes (ME Saar). In den drei Bundesländern
umfasst die M+E-Industrie rund 1.400 Unternehmen mit 380.000
Beschäftigten“. M+E MITTE verhandelt mit der IG Metall Bezirksleitung
Mitte.
HESSENMETALL
Verband der Metall- und Elektro-Unter¬nehmen Hessen e. V.
Emil-von-Behring-Straße 4
60439 Frankfurt
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