Die Bilanz der Ausbildungsmarktentwicklung 2018 hat - gemessen am
Zeitraum der letzten zehn Jahre - viele Spitzenwerte hervorgebracht. So
stieg das betriebliche Ausbildungsplatzangebot gegenüber dem Vorjahr um
+17.800 beziehungsweise +3,2 % an und war mit 574.200 so hoch wie noch
nie seit 2009. Auf eine neue Höchstmarke stieg jedoch auch die Zahl der
Ausbildungsplätze, die unbesetzt blieben. Mit 57.700 fiel diese mehr als
dreimal so hoch aus wie 2009 und lag um +8.700 beziehungsweise +17,7 %
höher als 2017. Rein rechnerisch waren die Chancen der jungen Menschen
auf einen Ausbildungsplatz so gut wie seit vielen Jahren nicht mehr: Auf
100 Ausbildungsplatznachfragende kamen 2018 rund 97 Angebote.
Die Bemühungen der Wirtschaft, angesichts der zunehmenden
Besetzungsprobleme das Interesse junger Menschen nach einer dualen
Berufsausbildung zu steigern, hatten bei jungen Männern Erfolg: 384.900
fragten einen Ausbildungsplatz nach - ebenfalls ein neuer Spitzenwert
seit 2009. Völlig gegensätzlich verlief allerdings die Entwicklung bei
den jungen Frauen: Lediglich 225.100 wurden gezählt, die eine duale
Berufsausbildung nachfragten - ein historischer Tiefstand. Dieser
Negativrekord dämpfte auch den Zuwachs bei der Zahl der neu
abgeschlossenen Ausbildungsverträge, die mit 531.400 um +8.100 (+1,6 %)
höher ausfiel als im Vorjahr.
Dies sind zentrale Ergebnisse der Analysen des Bundesinstituts für
Berufsbildung (BIBB) zur Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr
2018. Sie basieren auf der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene
Ausbildungsverträge zum 30. September sowie auf der
Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Laut BIBB-Analysen kommt der Rückgang der Nachfrage bei den jungen
Frauen weniger überraschend als die stark gestiegene Nachfrage auf
Seiten der jungen Männer. Denn in den letzten Jahren sanken bei beiden
Geschlechtern die Schulabgängerzahlen, und bei beiden Geschlechtern
setzte sich der Trend zu höheren Schulabschlüssen sowie zum Studium
weiter fort. Infolgedessen brach vor allem in den primären
Dienstleistungsberufen mit bislang hohen Hauptschülerinnenanteilen die
Zahl der Ausbildungsanfängerinnen stark ein. Hierzu zählen zum Beispiel
Berufe wie Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk oder
Restaurantfachfrau.
Bei den Männern ist es deutlich stärker als bei den Frauen gelungen,
neue Interessentengruppen außerhalb der aktuellen Schulabgängerjahrgänge
für die Berufsausbildung zu gewinnen. Hierzu zählen:
• männliche Abiturienten, die im Schnitt nicht so gute Abiturnoten
erzielen wie junge Frauen und deshalb verstärkt eine Berufsausbildung in
Betracht ziehen,
• männliche Studierende, die im Schnitt häufiger
als Frauen ihr Studium abbrechen und anschließend eine duale
Berufsausbildung aufnehmen möchten, sowie
• männliche Migranten, die
weitaus häufiger unter den jungen Geflüchteten zu finden sind als
Migrantinnen und in den letzten drei Jahren zunehmend für eine
Berufsausbildung gewonnen werden konnten.
Aufgrund dieser Entwicklungen war es möglich, die Zahl der mit
Männern abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2018 auf 335.500 zu
steigern, 9.900 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der mit jungen Frauen
abgeschlossenen Verträge fiel dagegen mit 195.900 nochmals um 1.800
niedriger aus als im Vorjahr.
BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser wertet es als Erfolg für die
duale Berufsausbildung, dass es offensichtlich gelungen ist, neben den
aktuellen Schulabgängerklassen in größerem Umfang neue Interessenten zu
gewinnen. "Dennoch zeigt die hohe Zahl von unbesetzten
Ausbildungsplätzen, dass bei der Sicherung des Fachkräftebedarfs keine
Entwarnung angesagt ist. Wenn das Interesse junger Frauen an bestimmten
Berufen stärker sinkt, als es vom demografischen Trend her zu erwarten
ist, dann ist dies ein Alarmsignal. Es muss überprüft werden, wie junge
Frauen bestimmte Berufe wahrnehmen und ob gegebenenfalls Maßnahmen zur
Attraktivitätssteigerung erforderlich sind." Ausbildungsplätze zu
besetzen, werde zunehmend zu einer Herausforderung für die Wirtschaft,
denn inzwischen gebe es bereits Berufe, in denen mehr als ein Drittel
aller betrieblichen Ausbildungsplatzangebote ungenutzt blieben.
Weitere Informationen, Statistiken, Tabellen, Grafiken und interaktive Regionalkarten
• im Internetangebot des BIBB unter
www.bibb.de/naa309-2018
• in der aktuellen Ausgabe der BIBB-Fachzeitschrift "Berufsbildung in
Wissenschaft und Praxis (BWP), Heft 6/2018: "Wo bleiben die jungen
Frauen? Ursachen für die sinkende Beteiligung an der dualen
Berufsausbildung" unter
www.bibb.de/bwp-9484 sowie
• im Fachbeitrag "Deutlich mehr Ausbildungsplatzangebote, jedoch
erneut mehr unbesetzte Plätze. Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im
Jahr 2018" unter
www.bibb.de/ausbildungsmarkt2018
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