11.10.2022 - Die hessischen Unternehmer haben vor der morgen beginnenden Verkehrsministerkonferenz der Länder in Bremerhaven ihre Position zur Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und zum 9-Euro-Ticket bekräftigt: „Unsere Beschäftigten sollen es einfacher haben, zur Arbeit zu kommen. Sonst fällt es uns Arbeitgebern noch schwerer, die vielen offenen Stellen zu besetzen. Deshalb muss für Busse und Bahnen in Zeiten knapper Kassen gelten: Angebot ausbauen und komplizierte Tarifstrukturen vereinfachen, aber nicht verbilligen. Eventuell neues Geld muss für einen größeren und besseren ÖPNV ausgegeben werden, nicht für einen billigeren ÖPNV. Dann kann es eher gelingen, dass zehntausende Hessen als Berufspendler vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen und raus aus dem Stau kommen“, sagte Klaus Rohletter, Vorsitzender des Verkehrsausschusses der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU)
In der Diskussion um das 9-Euro-Ticket ist laut VhU völlig unklar, 
wie ein verbilligtes Ticket finanziert werden kann, ohne dass dafür 
Kürzungen beim aktuellen Angebot von Bussen und Bahnen in den Ländern 
erfolgen müssten. Die vom Bund in Aussicht gestellten 1,5 Mrd. Euro für 
die Finanzierung der Ticketverbilligung seien nur die Hälfte der 
veranschlagten Gesamtkosten von 3 Mrd. Euro. Die Länder befürchteten 
zurecht, dass ohne weitere Mittel des Bundes Linien gestrichen und 
Taktungen verringert werden müssten, sagte Rohletter.
 
 „Mit dem 
weitaus größten Teil der staatlichen Mittel für den ÖPNV werden die 
Defizite des Betriebs von Bussen und Bahnen ausgeglichen. Gerade die 
gestiegenen Energiekosten zehren die verfügbaren Mittel auf. Für den 
notwendigen Ausbau der Infrastruktur und des Angebots und für die 
Qualitätsverbesserung bleibt dabei kaum etwas übrig. Wenn die Politik 
nun neue Finanzspielräume schafft, dann sollten diese nicht für die 
Ticketsubventionierung, sondern für die Angebotsverbesserung verwendet 
werden“, sagte Rohletter mit Blick auf die Forderung der Länder, die vom
 Bund bereitgestellten Mittel für Bus und Bahn weiter zu erhöhen. 
 
 „Das Liniennetz von Bahnen und Bussen muss vergrößert und verdichtet 
werden, Bahnhöfe müssen ausgebaut, Bahnsteige verlängert werden und Züge
 um zusätzliche Wagons erweitert werden. Taktungen müssen steigen, auch 
früh morgens und spät abends für die Schichtarbeiter. Mehr Sauberkeit 
und Sicherheit ist nötig. Eine Ticket-Verbilligung hilft nicht beim 
Umstieg vom Auto zum ÖPNV, wenn Busse und Bahnen überfüllt sind, wenn 
sie gar nicht oder zu selten fahren und wenn Fahrgäste sich unsicher 
fühlen“, sagte Rohletter und betonte, dass gerade auch die Versorgung 
des ländlichen Raums mit ÖPNV zu verbessern sei.
VhU
Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V.
Emil-von-Behring-Straße 4
60439 Frankfurt


